Das Interview der Woche – mit Katrin Handrich
In Runde 4 kommt unsere Katrin zu Wort. Katrin, was willst Du uns berichten?
Ein herzliches „Hallo“ an alle, die diesen Blog verfolgen.
So ein Interview ist eine spannende Sache, weil ich mich mal wieder mit mir selber auseinandersetzen muss. Ich wünsche euch viel Spaß beim Lesen!
Wer bist Du?
Mein Name ist Katrin Handrich, ich bin 42 Jahre und habe 2 wundervolle Kinder (zumindest die meiste Zeit!;-).
Seit nun fast einem Jahr gehöre ich zum Team der Ergotherapie Meyer in Weixdorf und es war bisher eine sehr spannende und schöne Zeit.
Hast Du ein Spezialgebiet?
Auf die Frage, welcher Bereich mein Spezialgebiet ist, muss ich ganz klar sagen: die Pädiatrie – die Arbeit mit Kindern. Aber auch die Arbeiten mit älteren Menschen empfinde ich als sehr dankbar.
Wie wurdest Du Ergotherapeutin?
Ich weiß es noch wie heute: Unser damaliger Berufsberater hat mich in der 11. Klasse Fragebögen ausfüllen lassen und das Ergebnis war eindeutig: Ich gehöre mit meinen Fähigkeiten und Fertigkeiten in einen sozialen Bereich! Es muss mir in die Wiege gelegt worden sein, weil meine Mutter und ihre 4 Schwestern dieser Berufsgruppe verfallen waren. Und als ich dieses Ergebnis schwarz auf weiß vor mir liegen hatte, musste ich selektieren zwischen Krankenschwester (Gott sei Dank war mir schon sehr früh klar, dass ich für den Schichtdienst nicht geboren bin!), Sozialarbeiterin (dieses Studium habe ich verworfen, weil ich damals ein völlig falsches Bild von diesem Beruf hatte: Drogenabhängige, Alkoholiker und Vergewaltiger wollte ich nicht begleiten) und Ergotherapeutin (wenn ich ehrlich bin, habe ich von diesem Beruf noch nie was gehört, aber Herr Kluge war sich sicher, dass ich dafür geboren bin).
Also habe ich nach meinem Abi bei der Bildungsakademie Sachsen in der wunderschönen Stadt Görlitz meine Ausbildung in einem teilsanierten dunklen Gebäude in einem Hinterhof begonnen und 2001 in einer neuen und mit Tageslicht durchfluteten Schule erfolgreich beendet.
Damals gab es unzählige Ergo-Schulen, die meist 2- oder sogar 3-zügig pro Ausbildungsjahr starteten. Es war also verdammt schwer, einen Job zu finden.
Warum bist Du Ergotherapeutin geworden?
Ich habe ehrlich gesagt nicht wirklich gewusst, was mich erwartet und habe innerhalb meiner langjährigen Arbeit als Ergotherapeutin ab und zu daran gezweifelt, ob ich diesen Job noch machen möchte oder ob nicht die Zeit gekommen ist, etwas Neues zu probieren. Doch immer wieder fand ich durch die Dankbarkeit der Patienten und auch ihre Angehörigen, genügend Motivation weiterzumachen.
Erinnerst Du Dich an eine besondere Begebenheit in Deiner Arbeit?
Ich arbeitete damals auch in einer Praxis und ein Zwillingspärchen wurde mit Schulschwierigkeiten in der 2. Klasse angemeldet. Nun übten wir mit allen Sinneskanälen die Addition, Subtraktion, Lesen und Schreiben und natürlich fiel es den beiden Mädchen immer noch schwer. Nach einigen Jahren traf ich die Mutter wieder und sie erzählte mir voller Stolz, dass ihre 2 Mädchen jetzt auf das Gymnasium gingen. Und wer hat das möglich gemacht? Für die Mutter war es eindeutig: die tolle Behandlung in der Ergotherapie. Naja: bis heute glaube ich, dass auch die Weiterentwicklung der Mädchen eine bedeutende Rolle gespielt hat. Gefreut habe ich mich über diese Anerkennung trotzdem sehr!
In welcher Situation bist du dankbar, Ergotherapeutin zu sein?
Obwohl mich die Arbeit mit Kindern und deren Eltern sehr erfüllt, ist das Arbeiten mit Senioren oftmals emotional bewegender. Vielleicht liegt es daran, weil meine Eltern nun auch Senioren sind (nicht zu vergessen meine Oma, die 85 Jahre alt ist ;) ) und ich sie auf ihrem Weg ins Älterwerden begleite. Sie können ihr Leben noch eigenständig und selbstbestimmend bestreiten! Dies ist vielen Menschen nicht mehr möglich. Besonders in Pflege- und Altenheimen gibt es sehr bedrückende Situationen: Menschen, die tagtäglich im Bett liegen müssen und Menschen, die gerade in der jetzigen Zeit auf Angehörige warten. So ist es mir ein Bedürfnis, diesen Menschen Zeit zu widmen. Ihnen zuzuhören, mit ihnen Gespräche zu führen, Tätigkeiten und kleine Aufgaben zu finden, die ihren oftmals tristen Alltag unterbrechen. Ich spüre eine Dankbarkeit, die mich emotional sehr bereichert.
Was bedeutet für Dich moderne Ergotherapie?
Nach 10 Jahren Tätigkeit in einer interdisziplinären Praxis mit sehr eingefahrenen Mustern, stand für mich 2019 fest: Auf zu neuen Ufern! Natürlich konnte ich nicht ahnen, dass mich so viele Neuerungen erwarteten: Ein neues und großes Team, Chefs, die immer präsent sind, neue Software, neue Therapieprogramme… Und dann noch der Change-Prozess, zu dem sich die Ergotherapie Meyer 2020 entschlossen hat. Für mich hieß es ab März: Raus aus der Komfortzone, rein in einen neuen Lernprozess!
Endlich grenzen wir uns als Berufsgruppe von den Physiotherapeuten eindeutig ab. Aus den meisten Patienten werden nun Klienten, die ihre Ziele eigenständig formulieren, abgestimmt auf ihre persönlichen Bedürfnisse. Wir als Ergotherapeuten stehen ihnen auf diesem Weg mit Rat und Tat zur Seite.
Es ist ein Prozess und nicht aus jedem Patienten wird gleich ein Klient! Auch unsere „Patienten“ müssen sich umgewöhnen und schauen uns oftmals fragend an, wenn es heißt: „Was wollen Sie verändern, damit ihr Leben an Qualität zunimmt?“ Und für uns heißt es: abwarten, dem Klient Zeit geben, bis er einen Lösungsvorschlag für sich findet. Für mich keine leichte Sache: keine Ziele mehr vorzugeben, neue Gesprächsführung, Innehalten,…. Aber mit jeder so durchgeführten Therapie, wird es ein bisschen leichter.
Arbeiten in der Ergotherapie Meyer – Was schätzt Du daran?
Es gibt für mich eine ganz klare Antwort auf diese Frage: Das tolle Team!
Jede/r Einzelne begegnet sich hier mit Respekt und Wertschätzung! Ich bin stolz zu einem Team zu gehören, welches eine so große Herausforderung angenommen hat, die Ergotherapie mit viel Engagement und auch Herzblut nach modernen Standards zu gestalten!
Danke.