Was macht ein gutes Praktikum aus? Ein Erfahrungsbericht
ein Blogbeitrag von Praktikantin Pauline
Aktuell befinde ich mich in den letzten Wochen meiner dreijährige Ausbildung zur Ergotherapeutin. In dieser Zeit war ich für insgesamt 17 Wochen bei der Ergotherapie Meyer GmbH im Standort Weixdorf zum Praktikum.
Der Schwerpunkt lag in den motorisch-funktionellen, neurophysiologischen und neuropsychologischen Behandlungsverfahren.
Warum diese Praxis?
Die Ergotherapie Meyer GmbH habe ich mir als Praktikumseinrichtung ausgewählt, da hier die Vielfalt gegeben ist, mit Klienten aller Altersgruppen zwischen ca. 4 und 90 Jahre zu arbeiten sowie fast alle Behandlungsbereiche der Ergotherapie zu erleben. Besonders interessierte mich dabei die motorisch-funktionelle Therapie einschließlich der Handtherapie. Aber auch das Fachgebiet Pädiatrie war für mich interessant, da ich innerhalb diesem noch keine Erfahrungen gesammelt hatte sowie das hier umgesetzte Arbeiten nach dem COPM noch nicht kannte.
Meine Aufgaben
Zunächst lernte ich die Praxis und den täglichen Ablauf in dieser kennen. Innerhalb von Hospitationen bei allen dort angestellten Therapeuten erhielt ich unterschiedlichste Einblicke in deren Arbeit und individuellen Herangehensweisen sowie die praktische Umsetzung verschiedener Therapieinhalte. Dabei begegnete ich Klienten mit diversen Diagnosen und Therapiezielen, verschiedenen Altersstufen, Persönlichkeiten und Lebensverläufen. Bezüglich der zwei zuletzt aufgeführten Aspekte fand ich es spannend, wie diese die Compliance und die Wirkung der Therapie beeinflussen können, da jeder Mensch von seinen Erfahrungen geprägt wird.
Zu meinen Aufgaben zählte neben der Hospitation, die Planung und Übernahme von Therapiesequenzen sowie die Durchführung von einzelnen Therapieeinheiten in Anwesenheit eines Therapeuten oder später im Verlauf der Praktika vereinzelt nach Absprache auch alleine. Des Weiteren war ich wöchentlich bei der Kreativgruppe, in welcher Klienten mit diversen psychiatrischen Diagnosen die Möglichkeit erhalten bei gemeinsamer kreativer Betätigung miteinander ins Gespräch zu kommen und sich auszutauschen, dabei. Zudem durfte ich die Therapeuten bei Hausbesuchen und zu Therapien im Pflegeheim begleiten. Auch kleinere hauswirtschaftliche Tätigkeiten rund um den Alltag in der Praxis wie z.B. die Praxisräume zu desinfizieren, gehörten zu meinen Aufgaben.
Was ich gelernt habe
Das Praktikum ermöglichte mir, die Theorie aus dem Unterricht in der praktischen Umsetzung zu erleben. Dabei ergaben sich für mich die Zusammenhänge der diversen Lerninhalte aus den unterschiedlichen Fachgebieten. Mein therapeutisches Wissen konnte ich z.B. in der Gestaltung von lerntherapeutischen Inhalten und in der Zusammenarbeit mit Kindern sowie dem Einbeziehen von Angehörigen bzw. der Eltern in den Therapieprozess anwenden. Vor allem zeigte sich mir die Wichtigkeit, dass Eltern unabdingbare Ansprechpartner und Unterstützer der Therapie ihrer Kinder sind, damit der Transfer in den Alltag gelingt.
Ebenso unbekannt waren für mich Hausbesuche, diePlanung und Umsetzungen von thematischen Einheiten im Sinne der Sensorischen Integration für Kinder sowie die Anwendung von handwerklichen und gestalterischen Techniken als therapeutisches Medium mit einem Klienten zusammen.
Weiterhin lernte ich die Handtherapie kennen. In dieser Praxis ist eine besondere Behandlungsgsmethode die Hochtontherapie, mit welcher ich mich ebenfalls vertraut machen durfte. Dabei handelt es sich um ein Verfahren zur elektrischen Stimulation von Körperzellen, welches z.B. bei Polyneuropathie angewendet werden kann und u.a. einen schmerzlindernden, entzündungshemmenden sowie den Stoffwechsel aktivierenden Effekt hat.
Spannend fand ich zu erleben, wie der Faktor der Ganzheitlichkeit in den Therapieprozess integriert werden kann. Eine Möglichkeit dazu ist z.B. das Bewegungs-, Ernährungs- und
Schlafverhalten, den Stresszustand, die Freizeitgestaltung sowie die sozialen Beziehungen neben der Hauptdiagnose zu betrachten. Dadurch können Faktoren ermittelt werden, die auf den Gesundheitszustand des Klienten einwirken.
Die fördernd wirkenden Faktoren gilt es im Anschluss zu bestärken und die ungünstig wirkenden zu verändern.
Auch zeigte sich mir die Wichtigkeit von Spontanität, Flexibilität, Selbstreflexion sowie der gegenseitige Austausch mit seinen Kollegen. Gelernt habe ich neben der Erweiterung meines therapeutischen Wissens mir selber mehr zuzutrauen.
Geholfen hat mir dabei die positive Einstellung der Therapeuten und meiner Mentorin sowie die freundliche und offene Art des gesamten Teams.
klientenzentriertes Arbeiten
Neben der Anwendung differenzierter Behandlungsmethoden erlebte ich das klientenzentrierte Arbeiten nach dem COPM und die Ausrichtung des Therapieprozesses danach. In diesem Zusammenhang ist eine wichtige Erkenntnis, dass jeder sein Gesundheitsproblem individuell wahrnimmt und dadurch seine persönlichen Erwartungen und Anliegen an die Therapie hat. Auf diese geht die Ergotherapie durch ihre klientenzentrierte sowie ganzheitliche Herangehensweise ein.
Um dies zu ermöglichen, wird bei der Ergotherapie Meyer GmbH das COPM, ein Befunderhebungsbogen aus dem
CMOP-E, angewendet. Mithilfe von diesem Instrument lassen sich die Auswirkungen eines Gesundheitsproblems in die alltagsbezogenen Bereiche der Selbstversorgung, Produktivität und Freizeit aufgliedern sowie anschließend nach der Wichtigkeit und Zufriedenheit des Klienten einstufen. Wird die Befundung nach einigen Therapieeinheiten wiederholt, so können ggf. Änderungen in der Einstufung auftreten und somit den Stand des Therapieerfolgs sichtbar machen. Meiner persönlichen Erfahrung nach ist das COPM einfach in der Anwendung und erleichtert das therapeutische Vorgehen. Dadurch, dass die Therapieziele auf alltägliche Betätigungen ausgerichtet und vom Klienten nach seinem Bedarf festgelegt werden, sind diese durch die Alltagsnähe sowohl für ihn als auch für den Therapeuten sinnvoll und greifbar. Der Klient ist durch die von ihm festgelegten Ziele, nach denen sich das therapeutische Vorgehen richtet, in der Therapie autonomer, während ihn der Therapeut durch den Prozess begleitet und mit seinem Fachwissen zur Seite steht. Die dabei im Vordergrund stehende Integration in den Alltag strebt eine zunehmende Selbstwirksamkeit und somit Unabhängigkeit der Person von der Therapie an.
Letztendlich ermöglichten mir die zwei Praktika einen erfahrungsreichen und professionellen Einblick in die Arbeit in einer ergotherapeutischen Praxis.
Ich möchte mich in diesem Zusammenhang herzlich bei allen Therapeuten und Klienten, welche mich bei meiner Praxiserfahrung begleitet und unterstützt haben, bedanken!
Update:
Pauline hat inzwischen ihre Abschlussprüfungen bestanden und ist nun fertig ausgebildete Ergotherapeutin. Wir gratulieren ganz herzlich und freuen uns, ein Stückchen dazu beigetragen zu haben, dass es gute Ergotherapeuten für unsere zahlreichen Klienten gibt!