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Wie wird man eigentlich Ergotherapeut? – Informationen zu Berufsbild und Ausbildung

19. April 2016 von M. Meyer0
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Wir werden häufig gefragt, welche Wege man gehen muss, um Ergotherapeut zu werden. Daher haben wir uns die Zeit genommen, und ein paar Informationen zu unserem schönen Beruf zusammengestellt.
(Der nachfolgende Text ist bewusst neutral geschrieben – alle Informationen gelten für Männer und Frauen gleichermaßen.)

Was machen Ergotherapeuten?

Ergotherapeuten behandeln Menschen jeden Alters, die durch eine Erkrankung (körperlich oder psychisch), durch eine Behinderung oder bei Kindern durch eine Entwicklungsverzögerung in ihrer Handlungsfähigkeit und damit in ihrem Alltag eingeschränkt sind oder von Einschränkungen bedroht sind. Kurz gesagt, Ergotherapeuten helfen Menschen, ihren Alltag zu meistern. Oftmals beschreibt man diese Berufsgruppe daher als „Alltagskönner“.
Zwei Beispiele sollen das verdeutlichen:

  1. 1. Ein Patient nach einem Schlaganfall kann mit seiner linken Hand nicht mehr richtig greifen. Ein Ergotherapeut übt mit ihm, seine Zahnbürste zu benutzen und seine Zähne ohne fremde Hilfe zu putzen.
  2. 2. Ein Vorschulkind kann 6 Monate vor Schulbeginn einen Stift noch nicht richtig halten und mit der Schere eine Figur nicht ausschneiden. Ergotherapeuten trainieren mit dem Kind die richtige Stifthaltung und üben mit ihm schneiden, damit es zum Schulstart diese Fähigkeiten beherrscht.

Fotos mit typischen Behandlungssituationen finden Sie auch auf den Webseiten der Agentur für Arbeit.

Die Ausbildung zum Ergotherapeuten

(C) zinkevych - Fotolia.com
(C) zinkevych – Fotolia.com

In Deutschland wird man Ergotherapeut durch eine 3-jährige schulische Ausbildung in Vollzeit, die bundeseinheitlich geregelt ist. An einer Berufsfachschule für Ergotherapie legt man eine staatliche Prüfung ab. Bei Bestehen erhalten die Absolventen eine Berufsurkunde mit dem Berufsabschluss „Ergotherapeut/in“. In Sachsen erhält man seine Berufszulassung zum/zur staatlich anerkannten Ergotherapeuten/Ergotherapeutin beim Sächsischen Kommunalverband Sachsen.

Die meisten Berufsfachschulen für Ergotherapie sind private Schulen, die eine monatliche Schulgebühr fordern.
Unsere Praxis arbeitet mit folgenden Berufsfachschulen zusammen:

Im Bundesland Sachsen sind die Schulgebühren vergleichsweise niedrig, in Dresden zahlen Ergotherapie-Schüler ca. 80 EUR monatlich. Manche Schulen verzichten sogar im 1. Ausbildungsjahr auf das Schulgeld. Eine Förderung durch Schüler-BaföG (nicht rückzahlungspflichtig) ist möglich.

Bei der Auswahl einer geeigneten Schule sollte man auf die WFOT-Zertifizierung (Siegel des Weltverbandes der Ergotherapeuten) achten. Nur bei Ausbildung an Schulen mit diesem Zertifikat kann man später auch international anerkannt arbeiten.

Fortführen kann man seine Ausbildung durch ein Studium mit Bachelor bzw. Master-Abschluss, in vielen Studiengängen sogar berufsbegleitend.

Es besteht auch die Möglichkeit, den Beruf grundständig zu studieren. Der Studiengang „Ergotherapie“ beinhaltet zwei Abschlüsse: zum einen die staatliche Anerkennung und die Erlaubnis zur Führung der Berufsbezeichnung „Ergotherapeut/in“ sowie den akademischen Abschluss „Bachelor of Science“. Im Bundesland Sachsen sind uns jedoch bisher keine Hochschulen bekannt, die diesen Studiengang anbieten.

Wenn man sich für den Beruf des Ergotherapeuten entscheidet, sollte man vor Augen haben, dass dies ein Berufsbild ist, was ständig in Bewegung ist und somit lebenslanges Lernen erfordert. „Fertige“ Ergotherapeuten besuchen regelmäßig Weiterbildungen oder Zertifikatskurse, um mit viel Fachwissen und Kompetenz ihren Patienten die bestmögliche Behandlung zu bieten.

Voraussetzungen der Ergotherapie-Ausbildung

(C) contrastwerkstatt - Fotolia.com

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Voraussetzung ist mindestens ein Realschulabschluss („mittlere Reife“) bzw. ein Hauptschulabschluss sowie eine bereits abgeschlossenen Berufsausbildung. Die gesundheitliche Eignung muss nachgewiesen werden.

Aber auch einige persönliche Voraussetzungen muss man mitbringen:
Ergotherapeuten sollten gern mit Menschen zu tun haben und keine Berührungsängste haben. Wer lieber gern für sich allein arbeitet und eine große Scheu hat, auf andere zuzugehen, sollte über andere Berufe nachdenken. Ein gewisses Maß an Kreativität ist erforderlich, da in der Behandlung oft unkonventionelle Ideen gefragt sind. Ein Interesse an medizinischen Sachverhalten sollten Ergotherapeuten unbedingt mitbringen! Einen Großteil der ergotherapeutischen Arbeit stellt die Behandlung von Kindern dar. Deshalb sollte man den Umgang mit Kindern mögen.
Ein weiterer Punkt ist die persönliche psychische und emotionale Stabilität. Man wird als Ergotherapeut oftmals mit schweren Schicksalen konfrontiert. Ergotherapeuten setzten für ihre Arbeit Computertechnik und moderne Medien ein – auch dafür sollte man offen sein.

Inhalte der Ergotherapie-Ausbildung

Unser Teammitglied Oskar

Unser Teammitglied Oskar

Die Ausbildung ist äußerst vielseitig, verlangt Schülern aber auch viel ab.

Sie ist aufgeteilt in fachtheoretischen Unterricht und die fachpraktische Ausbildung.
Zu den Ausbildungsfächer laut Lehrplan gehören:

  • Berufs-, Gesetzes- und Staatskunde
  • Fachsprache, Einführung in das wissenschaftliche Arbeiten
  • Fachenglisch
  • Grundlagen der Gesundheitslehre und Hygiene
  • Biologie, Anatomie und Physiologie
  • Allgemeine Krankheitslehre
  • Spezielle Krankheitslehre
  • Arzneimittellehre
  • Grundlagen der Arbeitsmedizin
  • Erste Hilfe
  • Psychologie und Pädagogik
  • Behindertenpädagogik
  • Medizinsoziologie und Gerontologie
  • Handwerkliche und gestalterische Techniken mit verschiedenen Materialien
  • Spiele, Hilfsmittel, Schienen, technische Medien
  • Grundlagen der Ergotherapie
  • Motorisch-funktionelle Behandlungsverfahren
  • Neurophysiologische Behandlungsverfahren
  • Neuropsychologische Behandlungsverfahren
  • Psychosoziale Behandlungsverfahren
  • Arbeitstherapeutische Verfahren
  • Adaptierende Verfahren
  • Prävention und Rehabilitation

Wie man an dieser Aufzählung erkennt, wird sehr viel medizinisches Fachwissen gelehrt, aber auch kreative Techniken, wie z.B. Arbeit mit Ton oder der Nähmaschine.

Ein weiteres großes Ausbildungsgebiet ist der Praxis-Teil. Hier werden Ergotherapie-Schüler z.B. in Kliniken, Altenheimen, Werkstätten für behinderte Menschen oder Praxen tätig. Im Rahmen von sogenannten „Sichtstunden“ legen sie ihre praktische Prüfung ab.

In der Ergotherapie Meyer absolvieren jedes Jahr mehrere Schüler im 3. Ausbildungsjahr ihr Praktikum im Bereich „motorisch-funktionelle Behandlungsverfahren“ oder „neuropsychologische/ neurophysiologische Behandlungsverfahren“ auf hohem fachlichen Niveau. (Interessenten gelangen über diesen Link zur Bewerbungsseite: http://ergomeyer.de/karriere-stellenangebote/ ) Viele unserer Praktikanten äußern am Schluss des meist 3-monatigen Praktikums, dass sie durch ihre Tätigkeit in einer Praxis ihren Beruf und seine Vielseitigkeit erstmals richtig „begriffen“ haben. Wir geben unser Bestes, den angehenden Ergotherapeuten solide Kenntnisse und Fertigkeiten mit auf den Weg zu geben, damit das Niveau ergotherapeutischer Arbeit gewahrt und stetig verbessert wird.

Arbeitsfelder nach der Ausbildung zum Ergotherapeuten

Mit dem Abschluss der Berufsausbildung haben Ergotherapeuten unzählige Möglichkeiten, beruflich aktiv zu werden. Hier eine Auswahl an Arbeitsfeldern:

  • In Ergotherapie-Abteilungen von Kliniken, wie Z. Rehabiltiations-Klinken, Schlaganfall-Akut-Kliniken oder Geriatrie-Kliniken
  • in Alten- und Pflegeheimen
  • in privat geführten Praxen
  • in Werkstätten für behinderte Menschen
  • in Kindergärten/ Sonderschulen

Man hat sofort im Anschluss an die abgeschlossene Ausbildung die Möglichkeit, im Angestellten-Verhältnis, evtl. auch mit leitender Funktion zu arbeiten oder kann freiberuflich tätig werden.

Ein typischer Frauenberuf?

Ja, es stimmt, dass in diesem Beruf überwiegend Frauen arbeiten. Aber ähnlich wie beim Erzieher oder Grundschullehrer entscheiden sich immer mehr junge Männer dazu, traditionelle Rollenbilder zu verwerfen. Noch findet man männliche Ergotherapeuten recht selten, wir sehen aber in den letzten Jahren eine ständige Zunahme. In den letzten drei Jahren haben mehrere männliche Praktikanten bei uns ihr Praktikum absolviert. Was könnten Gründe für diese Entwicklung sein? Die Arbeitsaufgaben sind auf keinen Fall typisch weiblich. Vor allem männliche Patienten freuen sich über jeden Geschlechtsgenossen an der Therapeutenfront. Von Mann zu Mann lässt sich manches Alltagsproblem ganz anders lösen. Und bei der Arbeit mit Kindern kann man sehr viele positive Effekte beobachten, wenn ein Mann als Therapeut agiert. Auch in unserem „Geschwisterberuf“, dem Physiotherapeuten, gibt es schon recht viele männliche Kollegen.
Den Grund für die Unentschlossenheit, sich als Mann für diesen sozialen Beruf zu entscheiden, sehen wir in der eher bescheidenen Bezahlung. Und das liegt in den wenigsten Fällen an den Arbeitgebern. Unserer Ansicht nach ist der Hauptgrund eine nicht nachzuvollziehende Preispolitik der deutschen Krankenkassen mit einem nach wie vor praktizierten Unterschied zwischen Ost und West. Aufgrund der aktuellen Entwicklungen hoffen wir da für die nächsten Jahre auf eine entscheidende Verbesserung!

Wenn diese Informationen bei Ihnen den Wunsch geweckt haben, Ergotherapeut zu werden, möchten wir sagen: Zögern Sie nicht, dieser Beruf ist ein sehr schöner Beruf! Sie erhalten unheimlich viel Bestätigung in Ihrer Arbeit durch dankbare Klienten. Es ist ein Beruf mit enormer Abwechslung. Monotonie im Arbeitsalltag kennen wir einfach nicht! Man übernimmt Verantwortung und kann sich persönlich ständig weiterentwickeln. Nicht zuletzt ist es ein wunderbares Gefühl, anderen Menschen Lebensmut zu schenken.
Und das Wichtigste – Ergotherapeuten werden gebraucht!


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